„Da sein“ kann man nicht für viele – aber für wenige, wichtige Menschen um einen herum. Und vielleicht geht es genau darum. Vielleicht geht es genau darum, für einige wenige Menschen da zu sein im Leben. Vielleicht kann man für einige, wenige Menschen da sein und ihnen helfen, besser im Leben klar zu kommen – sich zu entwickeln und anzukommen in einem Moment, der für diese Menschen vorgesehen ist – seine Bestimmung zu finden.
So verhält es sich vielleicht auch in meinem Leben. Vielleicht ist es meine Aufgabe, diese wenigen, aber wichtiger Zeilen zu schreiben. Vielleicht führt mein Weg mich hin zum Formulieren von Zeilen, die andere motivieren, für andere da zu sein, weil genau das dem eigentlichen Sinn des Lebens – des Leben eines denkenden (oder besser eines mitdenkenden) Menschen entspricht, anderen Menschen dabei zu helfen, auf die richtige Bahn zu kommen. Den für sie jeweils richtigen Weg einzuschlagen. Denn dafür muss man sich Zeit nehmen, Geduld haben, hinhören und beharrlich gemeinsam darauf hinarbeiten, dass der richtige Weg gefunden und gegangen werden kann. Denn dieser Weg – der für den einen so einfach und für den nächsten unerreichbar scheint – ist es, den jeder Mensch finden sollte. Auch wenn er allein – von Geburt und Erziehung her – nicht dazu in der Lage scheint…
Vielleicht stimmt es gar nicht, dass der wesentliche Unterschied zwischen Mensch und Tier der ist, dass der Mensch im Stande ist zu denken. Vielleicht ist der wesentliche Unterschied der, dass wir als Menschen MITdenken können und wir uns deshalb von den Tieren unterscheiden und mit diesem übermächtigen Genital – diesem manigfaltigem Gehirn – ausgestattet wurden. Ich mag den Gedanken jedenfalls. Ich mag den Gedanken, dass wir bisher als Menschen falsch gedacht haben. Das wir unser Potential nicht verstanden und entsprechend genutzt haben. Denn das, was wir bisher damit gemacht haben – also alles das, was die Menschheit bisher damit erschaffen und konstruiert hat – macht mir Angst. Der Weg, den der denkende Mensch eingeschlagen hat, seit er den Weizen revolutioniert, die Religion etabliert und die Industrie dazu motiviert hat, diese Erde zu verpesten, kann nicht der richtige sein – bedenkt man den Schaden, der er damit angerichtet hat. Bedenkt man den Missbrauch der Natur, der eingeleitet und von den meisten als normal angesehen wird. Das kann alles nicht normal – nicht natürlich sein – wenn man MITdenkt und dabei die anderen Menschen und die Natur bedenkt. Das kann doch nicht nur mir auffallen, habe ich mir gedacht und war kurz traurig. Aber hey – zum Glück gibt es da noch Eva. Die sieht meine Gedanken sicher genau so – nein da bin ich mir sogar sicher. Aber gut, weiter erstmal zum „da sein“ – denn darum geht es in der täglichen menschlichen Aufgabe, wie ich sie gerne neu definieren würde.
Schaut man sich in dieser heutigen Welt mal kurz aufmerksam um, so kann dieses individuelle Leben gar keinen großen – alles umfassenden – Sinn haben, den alle suchen. Denn Kunst und Kultur, Musik und Literatur strampeln sich einen ab, um das eine Wichtige – den Sinn des Lebens, das Warum bin ich hier? – zu definieren. Und – seien manche auch noch so engagiert und motiviert – wieder nur einen weiteren Ratgeber zu verfassen, der den Lebenssinn im Nachleben oder im Kopieren anderer Ansichten, Ritualen oder Sportarten definiert. Stellen wir uns also mal kurz vor, alles bisher Dagewesene ist quatsch. Es gibt keine Ratgeber mehr, keine Religionen, keinen Siddharta, keine Siri, kein Amazon und kein Fernsehen (und kein YouTube!). Heftig… wir sollten kurz durchatmen… ganz kurz.
Wir stellen also mal kurz alles auf Null und stellen uns vor, dass jedes Leben eben nur diesen kleinen – diesen für einen einzelnen Menschen – so wichtigen Sinn hat und dieser lautet: Da zu sein. Für wenige, ihm wichtige Menschen. Für seine Eltern, seine Kinder, seine Freunde und ein paar andere, neu dazu gewonnene Menschen in einem (auch meinem) Menschenleben. Pause… nachdenken. Bitte. Und dann weiter… aber nur, wenn
Vielleicht ist es genau so einfach und vielleicht kann ich nur deshalb nicht schlafen in meinem kleinen bisherigen Leben, bis ich diese Zeilen aufgeschrieben und für diese wenigen, aber so wichtigen Menschen in meinem kleinen und unwichtigen Leben da gewesen bin und diese Zeilen geschrieben habe. Diese Zeilen eben, die täglich in meinem Kopf umhergeistern, die mich ständig denken und – auch wenn ich schlafe – weiter nachdenken lassen über mich und dieses Leben. Dieses Leben, das so schön und sinnlos erscheint in jedem Moment. Weil da irgendetwas nicht stimmt… irgendetwas fehlt.
Also werde ich es versuchen – werde versuchen, immer dann, wenn ich nicht schlafen kann, zu schreiben und meine Gedanken in Worte zu fassen. Werde Worte und Zeilen schreiben in einer Sprache, die mir gegeben wurde – von einer Sprache, in der auch andere vor mir schon viele Zeilen geschrieben haben, welche für die Nachwelt als wichtig und richtig gehalten werden im Heute. Ob sie dies wirklich sind und ob es denn meine sind, weiß ich heute noch nicht. Aber ich werde es versuchen. Genau wie ich es versuchen werde, da zu sein.
Die wenigen Menschen jedenfalls, für die ich heute wirklich da sein kann, sagen es mir – und ich spüre es jedes Mal, wenn ich für sie da gewesen bin, dass es gut und richtig war, was ich getan habe. Für sie – und damit auch irgendwie für mich.