Ich habe ja schon erzählt, dass Adam Eva wachgeküsst hat. Ich meine damit nicht „Guten Morgen Schatz, hier ist dein Kaffee“. Nein. Ich öffnete mit Adams Kuss die Augen für das Leben. Ich habe einiges davon schon tausendmal gesehen, manches hatte ich bisher nicht wahrgenommen, obwohl es da war, einiges ist jetzt nicht mehr sichtbar und vieles ist ganz neu für mich.
Während ich das schreibe, blicke ich aus dem Fenster. Die Sonne scheint, und der wunderschöne, riesengroße Kastanienbaum im Hof wirft seinen Schatten an die benachbarte Häuserwand. Das hat er schon immer getan, ich habe es nur noch nie gesehen. Ich sehe Schattenvögel, die von Schattenast zu Schattenast hüpfen und begreife: Nur weil ich etwas nicht sehe bedeutet es nicht, dass es nicht da ist. Alles ist da. Immer. Nur was und wie ich es sehe hängt davon ab, ob ich mit Schutzbrille, Wut oder reinem Herzen in die Welt blicke.
Ich entscheide mich für’s Herz.